Gestern besuchte exSAM mit all‘ unseren Schülern und Schülerinnen, die 2024 die Mittlere Reife nachholen oder das Abitur nachmachen, die KZ-Gedenkstätte in Dachau. Einige Schüler und Schülerinnen waren schon einmal dort, für viele war es aber der erste Besuch dieses geschichtsträchtigen Ortes.
Wir starteten unseren Rundgang am Eingang, an dem die Häftlinge seinerzeit mit dem Zug deportiert wurden und unter den Augen der SS-Männer erstmals das Gelände des Grauens betraten. Unser erster Stopp war der Appellplatz, an dem die Männer jeden Tag gezählt und schikaniert wurden. Im heißen Sommer mussten sie oft mit Mänteln den Appell durchstehen, im Winter nackt – ohne Kleidung.
Danach gingen wir in den Bereich, in dem die Häftlinge registriert, ihre Kleidung abgeben mussten, gewaschen, rasiert und desinfiziert wurden. Es war wohl der Ort, an dem jedem Menschen seine Identität und seine Würde genommen wurde. Jeder Häftling war ab dem Zeitpunkt „nur“ noch eine Nummer.
Unsere Schüler und Schülerinnen gewannen anhand der dort ausgestellten Plakate, Zeittafeln- und Karten sowie Sach- und Überrestquellen einen Einblick in die Historie des Konzentrationslagers Dachau. In unterschiedlichen Räumen konnte man von der Machtergreifung Hitlers bis hin zum Kriegsende nachvollziehen, wie sich das KZ Dachau durch die Herrschaftsjahre der NS-Diktatur verändert hatte.
So war es in den ersten Jahren bis circa 1936 „nur“ ein Ort, an dem politische Gegner und gesellschaftlich Ausgestoßene – zunehmend auch Juden – gebracht wurden. Mit der Zeit allerdings entwickelte sich das KZ Dachau mit seinen Außenlagern zu einem wirtschaftlich relevanten Faktor für die Nazis. Immer mehr Leute wurden deportiert, um dort oft bis zum Tode zu schuften. Die hygienischen und medizinischen Bedingungen sowie die Versorgung waren vor allem ab Kriegsbeginn katastrophal und so starben viele auch an Krankheiten oder Unterernährung.
Weiterhin besichtigten wir noch einen Teil der Baracken, der nun wieder geöffnet ist. Hier konnte man einen Eindruck gewinnen, auf welch‘ engem Raum und unter welchen Bedingungen die Häftlinge tagein- tagaus leben mussten. Stauraum, Waschmöglichkeiten oder einen Platz für Privatsphäre gab es nicht.
Zum Abschluss gingen wir mit unseren Schützlingen noch zum Krematorium.
Viele unserer Schüler und Schülerinnen fragten sich während unseres Rundgangs oft, was wohl an diesem Platz, wo sie gerade standen, den Menschen damals widerfahren ist. Prägend für unsere Schüler und Schülerinnen, die die Mittlere Reife oder das Abitur nachholen, waren vor allem Filmausschnitte, in denen Zeitzeugen zu Wort kamen oder Bilder des Grauens, die zeigten, wozu die NS-Diktatur fähig war. Viele Schüler und Schülerinnen betonten, dass man durch diesen Besuch, „Gesichter“ zu den theoretischen Fakten im Geschichtsbuch bekäme. Man würde besser als im Klassenzimmer begreifen, mit welchem Machtkalkül und welche grausamen Vorgänge dort „Alltag“ gewesen sind. Viele unserer Schüler und Schülerinnen haben gestern nach all‘ diesen Eindrücken nachdenklich und auch ein wenig dankbar diesen Ort wieder verlassen. Ein Schüler sagte, wir können nun einfach so wieder heimgehen. Die Gefangenen von damals konnten das nicht …
Die NS-Gedenkstätte Dachau erinnert an das wohl dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Und genau das soll es, erinnern, reflektieren und uns anmahnen, dass sich so etwas nie wieder wiederholen darf.